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Von der Unabhängigkeit in die Moderne #151887
17/03/2006 12:14
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Tunesien
Von der Unabhängigkeit in die Moderne
 
Staat hat Habib Bourguiba viele der sozialen Vorzüge zu verdanken
 
erstellt 16.03.06, 08:51h, aktualisiert 16.03.06, 20:41h
 
Der tunesische Politiker Habib Bourguiba gilt als Begründer des mondernen Tunesien.
Als der «oberste Kämpfer» und Begründer des modernen Tunesien, Habib Bourguiba, vor sechs Jahren starb, gab es keine große nationale Trauerzeremonie. Ohne viel Brimborium gedachte man in Monastir des Mannes, der das kleine nordafrikanische Land in die Unabhängigkeit von Frankreich geführt hatte. Sein Denkmal auf der nach ihm benannten Pracht-Avenue von Tunis hatte der Nachfolger im Präsidentenamt, Zine el-Abidine Ben Ali, längst abreißen lassen. Die am 20. März vor 50 Jahren erreichte Unabhängigkeit des Landes dürfte gerade auf diesen «Champs-Elysées von Tunis» dennoch gefeiert werden.
Während Ben Ali sein straff geführtes Touristenparadies Europa nacheifern lassen will, hat der für Nordafrika bemerkenswert moderne Staat doch dem «Vater der Unabhängigkeit» viele der sozialen Vorzüge zu verdanken. Vor allem war es Bourguiba einst gelungen, den kleinen östlichen Nachbarn Algeriens mit einer geschickten Politik den Händen der französischen Kolonialherren zu entreißen und und ohne blutigen Bürgerkrieg in eine «sozialistisch» gemeinte Zukunft zu führen.
Tunesien ist zwar ein junges Land, doch die Älteren haben nicht vergessen, was auf Bourguiba zurückgeht und wie sehr viele dennoch von Ben Ali einen liberaleren Kurs für den Mittelmeeranrainer erhofft hatten. Ben Ali hat das Land modernisiert, die soziale Gesetzgebung fortgeschrieben und wirtschaftspolitisch an Europa ausgerichtet. Er hält die Islamisten geschickt auf Distanz, die Tourismusindustrie lockt derweil Millionen an die Strände von Djerba, Hammamet oder Sousse. Tunesien ist Ben Alis autoritär gelenkte «schöne neue Welt».
1987 mit einem sanften Putsch ans Ruder gekommen und alle fünf Jahre in der Regel mit mehr als 90 Prozent der Stimmen bestätigt, hat Ben Ali vor dem Jahrestag der Unabhängigkeit im Zuge einer Amnestie auch knapp 80 islamistische Gefangene auf freien Fuß setzen lassen.
Mit dem Vertrag von Bardo 1881 war das jahrhundertelang türkisch beherrschte Land zum Protektorat der Franzosen geworden, die Oliven ernteten und Wein zum Wohl von Festland-Frankreich anbauten. In die bald aufkommenden Unabhängigkeitsbestrebungen schaltet sich 1934 der noch junge, in Paris ausgebildete Jurist Bourguiba mit der Gründung der Neo-Destour-Partei ein. 17 Jahre verbrachte er in französischen Gefängnissen und im Exil. Als er dann 1955 endgültig in seine Heimat zurückkehrte, waren die Unabhängigkeit 1956 und die Ausrufung der -weiter französisch geprägten - Republik am 25. Juli 1957 nicht weit.
Bourguiba baute eine Präsidialherrschaft mit uneingeschränkter Macht auf. Die Verfassung von 1959 hob nicht nur die Schleierpflicht für Frauen in dem Land der sunnitischen Muslime auf, sondern auch die Polygamie und die Scharia, also die Gerichtsbarkeit des Islam. Die Gleichstellung von Mann und Frau in dem arabischen Staat der heute etwa zehn Millionen Tunesier gehörte mit zu den Bausteinen einer modernen und auf diesem Feld recht fortschrittlichen Gesellschaft. Lehrerinnen, Ärztinnen, Rechtsanwältinnen prägen das Tunesien von heute ebenso wie Studentinnen das Campus-Leben der Universitäten.
Ben Ali (69) führt den Kurs des Ziehvaters fort, den er 1987 nach 31 Jahren an der Macht aus dem Amt hebeln ließ. Der Informatik-Fan setzt auf neue Technologien, eine starke Polizeipräsenz und einen breit angelegten nationalen Fonds für ärmere Regionen. Reibungslos funktioniert sein Überwachungsapparat. Menschenrechtsorganisationen beklagen die Willkür von Polizei und Justiz, eine stark geknebelte Pressefreiheit und den Kult um den Präsidenten, der auch schon bald zwei Jahrzehnte herrscht und das Amt noch lange nicht abgeben will. «Wir wollen in Tunesien keine algerischen Verhältnisse mit Millionen Bürgerkriegstoten, unsere Demokratie muss langsam ausgebaut werden», so argumentieren jene, die in der Hauptstadt Tunis das Sagen haben.

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Re: Von der Unabhängigkeit in die Moderne #151888
17/03/2006 14:03
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jambo Offline
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Toller Artikel! [daumen1]